BILD kippt Gottschalk

Ich suche Gottschalk, ich finde den Don Juan Carlos. Ganz groß überm Bruch, weil er angeblich eine deutsche (!) Prinzessin (!) liebt. Übrigens, dem Foto nach eine mit einem recht lateinlosen Gesicht. Ich bin enttäuscht, das hätte ich von BILD nicht erwartet. Dass die nach so vielen Jahren und so vielen schönen Schlagzeilen so mit ihrem Hausheiligen umgehen.
Dann finde ich Tommy doch noch in unserer Ruhrgebietsausgabe, zwar überm König, soviel Respekt vor Gott und Schalk muss sein, aber nur ganz klein. Und so weit oben, dass er fast aus dem Blatt fällt. „ARD kippt Gottschalk“ titeln sie, setzen ein kleines Bildchen von Tommy daneben.
Ich bin enttäuscht. Wenn ein Titan kippt, will ich das Foto bei BILD quer über die Seite gelegt sehen, ungefähr so:

Oder so ähnlich jedenfalls. Könnten sie ja, ham se aber nicht. Im Kleingedruckten unter der Mini-Schlagzeile, eine einzige Zeile ist er ihnen auf der 1 nur noch wert,  steht in Versalien, zumindest das: DAS HAT ER NICHT VERDIENT!
Wenn BILD das schreibt, ist das kein Kommentar, dann ist das ein Urteil. Nicht nur, weil die durch die langjährige Zusammenarbeit des in Deutschland weltberühmtesten Entertainers wahrscheinlich als einzige ganz genau wissen, was er verdient. Alle anderen können da nur spekulieren.

Und dann ist das natürlich eine Aussage in Richtung ARD. Deshalb wahrscheinlich in Großbuchstaben, damit die älteren Damen und Herren in den Anstalten es gut lesen können. Wenn ich jetzt ARD-Hierarch wäre, wie zum Beispiel Programmchef Volker Herres, würde ich mir schon mal eine zweite Packung Kukident kaufen und einen Extravorrat an Erwachsenenwindeln vorhalten.
Auf dem Weg zu Gottschalk über die Lidl- und die Aldi Seiten, irgendwas mit Spaßvögeln (großgeschrieben) im Regiolnalteil stolpere ich auf Seite 10 über einen anderen „Wetten, dass…?“-Veteranen: Frank Elstner wird heute 70. Dem haben sie eine halbe Seite und eine wirklich lustige Zeile spendiert: „Auf schöne Frauen werfe ich immer noch ein Auge!“
Dass das durchaus wörtlich zu verstehen ist und Elstner das wirklich könnte, wenn er wollte, also mit seinem Glasteil rumschmeissen, ist mir seit einer kurzen Unterredung unter drei Augen mit ihm bei BILD Ende der 80er bekannt.
Die LIDL- und die ALDI-Seiten, dann auf der 11 der Don Juan, also der Carlos und seine Prinzessin von Seite 1. Natürlich angeheirateter Adel, hatte ich bei der Optik auch nicht anders erwartet. Immer noch kein Gottschalk.
„Bringt sie das Monster zum Schweigen?“ heißt es auf Seite 12. Nein, nicht Frau Piel, die Staatsanwältin im Breivik-Prozess ist gemeint.
Noch ne Seite mit Werbung für eine Fernsehzeitung, eine subtile Reklame-Botschaft an Thommy: „Wenn Du ein Cowboy bist, brauchst du ein Pferd.“ Subtile Kritik am alten Klepper ARD?

Dann sind wir endlich da, auf Seite 14: „Die Wahrheit über meinen Horror-Sturz“. Oha, doch ein Exklusiv-Interview mit Thommy? Nein, es geht um Samuel Koch, mit dessen Unfall bei „Wetten, dass…?“ alles begann. Der Samuel, erfahre ich, hat jetzt ein Buch geschrieben, heute beginnt der Vorabdruck. Wie praktisch. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Kai Diekmann mit Monika Piel telefonieren: „Wenn ihr Gottschalks Sendung schon rausschmeißen müsst, passt uns die Ankündigung am besten am 18. April.“ Und währenddessen spricht Thomas dem Kai verzweifelt auf die Mailbox.

Scheinbar hat er ihn dann aber doch noch erwischt. Dürre 35 Zeilen (geschätzt) links am Rand, und was Gottschalk zu BILD gesagt hat, dass sie jetzt noch ein paar Wochen Taliban-Fernsehen machen und er nur Platz macht, wenn ihn eine Frau beerbt, hatte ich auch schon gelesen.
Kein Wunder, dass er die von BILD damit abspeist, wenn die so respektlos mit ihm umgehen. Hätte Thomas Gottschalk mal mich angerufen, ich hätte ihm einen würdigeren Abgang verschafft und ihm mehr Platz eingeräumt, hier im Blog.